Öf­fent­li­ches In­ter­es­se vs. per­sön­li­che Be­find­lich­kei­ten: Was kann, was darf, was muß ein Le­xi­kon lei­sten?

Wem gehört das Wissen über die Verstorbenen? (Foto: Ralph Stenzel)

Wem ge­hört das Wis­sen über die Ver­stor­be­nen?

An ei­nem Für­thWi­ki-Ein­trag über ei­nen längst ver­stor­be­nen Für­ther – wel­cher hier ab­sicht­lich nicht ver­linkt ist, weil es nach­fol­gend um’s Prin­zip geht und nicht um die Per­son – ent­zün­de­te sich die­ser Ta­ge ein Dis­put um die Deu­tungs­ho­heit und die Gren­zen des Er­laub­ten: Hin­ter­blie­be­ne des im Für­thWi­ki mit ei­nem kur­zen Ar­ti­kel Ge­wür­dig­ten – der sich zu Leb­zei­ten erst durch sport­li­che Lei­stun­gen, spä­ter durch kom­mu­nal­po­li­ti­sche Be­tä­ti­gung her­vor­tat und da­mit ei­ni­ge Be­kannt­heit er­lang­te – möch­ten aus per­sön­li­chen Grün­den nicht, daß der To­te über­haupt, ge­schwei­ge denn mit wei­te­ren Ein­zel­hei­ten zu sei­ner Vi­ta im Für­thWi­ki ge­li­stet ist (und wei­ter­hin wird).

Der Vor­stand von Für­thWi­ki e.V. ist frei­lich ge­schlos­sen der Mei­nung, daß Ein­trä­ge zu Per­so­nen des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses ab­so­lut le­gi­tim sind, und das un­ab­hän­gig da­von, ob die be­schrie­be­ne Per­son be­reits ver­stor­ben ist oder noch lebt: Wer als Sport­ler, Po­li­ti­ker, Künst­ler etc. ex­pli­zit die Öf­fent­lich­keit sucht, hin­ter­läßt be­wußt ei­ne Spur der Er­in­ne­rung im kol­lek­ti­ven Ge­dächt­nis, die sach­lich zu do­ku­men­tie­ren ei­ne nicht zu be­an­stan­den­de Chro­ni­sten­pflicht ist. Da­bei ver­steht es sich von selbst, daß die do­ku­men­tier­ten Le­bens­da­ten aus öf­fent­lich zu­gäng­li­chen (und als Be­leg an­ge­führ­ten) Quel­len stam­men müs­sen und kei­ne In­dis­kre­tio­nen aus dem Pri­vat­le­ben ent­hal­ten dür­fen. Fer­ner ist si­cher­zu­stel­len, daß even­tu­ell ver­öf­fent­li­che Fo­tos rech­te­frei sind oder mit der ex­pli­zi­ten Zu­stim­mung des je­wei­li­gen Rech­te­inha­bers ge­zeigt wer­den. Kurz­um: Es sind die glei­chen Qua­li­täts-Maß­stä­be an­zu­le­gen wie bei je­dem an­de­ren Ar­ti­kel auch.

Ei­ne pri­va­te »Zen­sur«, gar ein Til­gen von Per­so­nen aus der öf­fent­li­chen Wahr­neh­mung, kann und darf es da­ge­gen in ei­nem frei­heit­lich-de­mo­kra­ti­schen Rechts­staat nicht ge­ben. So et­was kennt man al­len­falls aus der Ge­schich­te to­ta­li­tä­rer Staa­ten, wo beim Re­gime in Un­gna­de ge­fal­le­ne Per­so­nen mit­un­ter so­gar in ge­schichts­fäl­schen­der Ab­sicht aus Fo­tos her­aus­re­tou­chiert wor­den sind. Im Für­thWi­ki wer­den da­her wei­ter­hin Da­ten zu Per­so­nen do­ku­men­tiert wer­den, de­ren Le­bens­weg ei­ne Ver­bin­dung zu Fürth auf­weist und die eben da­durch für un­se­re En­zy­klo­pä­die re­le­vant ge­wor­den sind. Daß da­bei ei­ne Sorg­falts­pflicht be­steht und das öf­fent­lich In­ter­es­sie­ren­de von rei­nen Pri­vat­an­ge­le­gen­hei­ten sau­ber zu tren­nen ist, stand und steht au­ßer Fra­ge.

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3 Kommentare zu »Öf­fent­li­ches In­ter­es­se vs. per­sön­li­che Be­find­lich­kei­ten: Was kann, was darf, was muß ein Le­xi­kon lei­sten?«:

  1. Alexander Mayer meint:

    Es ging im kon­kre­ten Fall in er­ster Li­nie um de­mon­stra­tiv un­kol­le­gia­les Ver­hal­ten, nicht um die hier aus­ge­brei­te­ten Tri­via­li­tä­ten.

    #1

  2. Ralph Stenzel meint:

    Ein­ver­stan­den: »De­mon­stra­tiv un­kol­le­gia­les Ver­hal­ten« ist un­ser ei­gent­li­ches The­ma. Wel­ches wir im klei­nen Krei­se der Kol­le­gen und nicht un­ter den Au­gen der Öf­fent­lich­keit dis­ku­tie­ren soll­ten...

    #2

  3. Günter Scheuerer meint:

    Ich stim­me Ralph Sten­zel voll­um­fäng­lich zu, er­lau­be mir aber den­noch ei­ne ab­schlie­ßen­de Be­mer­kung: De­mon­stra­tiv un­kol­le­gia­les Ver­hal­ten zeigst aus­schließ­lich du, Alex­an­der, und zwar ge­gen­über Für­thWi­ki, und das schon seit Mo­na­ten.

    #3